Das perfekte Ziel für Anspruchsvolle!
Woran denken Sie zuerst, wenn Sie Sardinien hören? An weiße Sandstrände mit herrlich türkisblauem Wasser? An die exquisite Küche mit aromatischen Kräutern und bestem Olivenöl? Oder doch eher an die wilde Natur des Inselinneren mit felsigen Bergen, knorrigen Eichen und weiten Tälern?
Unabhängig der traumhaften Welt, die sich in Ihrer Vorstellungen eröffnet, hat Sardinien für jeden Geschmack etwas zu bieten. Die Mittelmeerinsel überzeugt mit einer bewegten Geschichte, die bis über die Antike hinausreicht und sich auch heute noch in Traditionen wiederfindet. Auch die unzähligen Sarazenentürme, die an der kompletten Küstenline zu finden sind, zeugen von einer weit zurückreichenden strategischen Befestigung.
Nicht weniger spektakulär ist die Natur Sardiniens. An der Ostküste trifft der Golfo di Orosei auf das Bergmassiv des Supramonte. Wenn die teils senkrecht abfallenden Kalksteinwände auf das tiefblaue und glasklare Wasser treffen, entsteht eine fast unwirklich anmutende Szenerie. Die Kraft der Natur lässt sich nur erahnen, wenn man sich vergegenwärtigt, mit welch einer Wucht die riesigen Felsklötze hier hinabgestürzt sein müssen, die immer wieder an der Wasserkante zu sehen sind.
Abseits der Fülle an Natur und Kultur, kommen auch alle auf ihre Kosten, die nach sportlicher Aktivität suchen. Die unzähligen Küsten- und Bergstraßen sind nicht nur bei Motorradfahrern beliebt, sondern laden auch zu ausgiebigen (und anstrengenden) Fahrradtouren ein. Wer lieber wandert als fährt, der findet in den Bergen und Wäldern tolle Touren, auf denen es sehr viel zu entdecken gibt. Und auch Wassersportler schauen nicht mit dem Ofenrohr ins Gebirge. Viele langgezogene Strände bieten gute Bedingungen zum Kite- & Windsurfen, an ausgewählten Orten eignen sich die Wellen zum surfen dieser und auch eine Umrundung der Insel mit dem Segelboot ist möglich.
Die drei für uns schönsten Orte/Städte
Castelsardo – sardische Ursprünglichkeit
Wer den Norden Sardiniens bereist, kommt um einen Zwischenstopp in dem wunderschön gelegenen Küstenort nicht herum. Von der Festung umschlossen, liegt das centro storico des Ortes auf einem kleinen Felskap und besticht mit einer schlichten Architektur und etlichen Cafés, Bars & Restaurants.
Begleitet wird die Kulisse von ständigem Geschrei der Möven, die spielend im Wind um die Häuser und Türme fliegen.
Für Surf-Interessierte lohnt sich auch der Besuch des Strandes Spiaggia di Ampurias. Bei guten Bedingungen kommen etliche Wellen rein, die sich sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene eignen. Die lokalen Surfer Marco & Renato vom Bulli Surf Club sind eine super Anlaufstelle für Kurse, das Ausleihen von Equipment und allgemeinen Informationen zu den Eigenheiten der umliegenden Strände.
Bosa – bunt und lebendig
Der Kern des malerisch gelegenen Örtchens ist geprägt von engen Gassen, kleinen Bars und Restaurants und wird deutlich vom Castello Malaspina überragt. Vom Südufer des Flusses Temo formieren sich die bunten Häuser zu einem fast kitschigen Fotomotiv.
Es bietet sich an, den Ort für eine Übernachtung einzuplanen und mit dem Nachmittag dort einzutreffen. Viele Restaurants haben Abends eine ausführlichere Karte und im warmen Licht des Sonnenuntergangs erstrahlen die Farben besonders intensiv.
In zwei bis drei Stunden ist die Erkundung sehr gut möglich.
Alghero – die Hafenstadt an der Nordwestküste
Die Stadt mit knapp 43.000 Einwohnern hat einen sehr schöne Altstadt mit vielen schmalen, verwinkelten Gassen, die zum Einkaufen von Andenken und regionalen Feinkostprodukten einladen.
Das kulinarische Angebot ist ebenso vielfältig. Da die Stadt direkt am Meer liegt und täglich mit frischem Fisch versorgt wird, empfiehlt sich definitiv der Besuch eines Fischrestaurants. Für alle mit einem anderen Geschmack finden sich natürlich auch ausreichend Alternativen.
Besonders gut hat uns die unmittelbare Nähe zum Meer und die erhaltene Stadtbefestigung gefallen, die für einen ganz eigenen Charme sorgen.
Ausflugstipp:
Gute 25 km Fahrstrecke und 654 Treppenstufen von Alghero entfernt, befindet sich die Grotta di Nettuno. Die Tropfsteinhöhle liegt knapp über dem Meeresspiegel und beeindruckt mit bizarren Kalksteinformationen.
Alternativ kann man von Alghero eine Bootstour buchen und die Höhle über den Meerweg ansteuern.
Unsere schönsten Ausflüge
Bootstour im Golfo di Orosei
Am Hafen von Cala Gonone erhalten wir noch letzte Instruktionen, dann sind wir auf uns alleine gestellt und machen uns mit dem gemieteten Motorboot auf in Richtung Cala Goloritzé, einem der bekanntesten und beliebtesten kleinen Stränden an der Ostküste. Wie so viele Strände an der Steilküste, erreicht man den Strand entweder mit dem Boot oder über eine einstündige Wanderung.
Für diesen Tag haben wir die motorisierte Variante gewählt, da es uns ermöglicht eine ganz andere Perspektive einzunehmen und alle Strände in diesem 20 km langen Küstenabschnitt anzufahren. Vielleicht haben Sie schon mal was von Cala Luna, Cala Biríala oder der Grotta del Bue Marino gehört. Jeder dieser Orte ist für sich genommen einzigartig. Zusammengenommen einfach spektakulär.
Der Tagesausflug ist für uns das beste Beispiel, dass der Mai der für uns perfekte Reisemonat ist. Wir sind an den kleinen Stränden natürlich nicht komplett alleine, müssen uns die Orte aber auch nicht mit hunderten Tagestouristen teilen.
Die Motorboote kann man bis zu einer Leistung von 40 PS ohne Führerschein fahren und die ca. 150 € für Miete und Kraftstoff sind für eine ganztägige Ausfahrt in dieser Umgebung aus unserer Sicht angemessen.
Wanderung zur Schlucht Gola di Gorropu
Wir starten unsere Wanderung am Passo Ghenna ‚e Sìlana im Supramonte-Gebirge. Der Pfad führt vier Kilometer über alte Hirtenwege 700 m hinab zum Talboden. Zu Beginn eröffnet sich mehrmals ein toller Blick in die Weite und wir passieren eine kleine weidende Kuhherde. Der teils dichte Wald aus vielen Steineichen, kleineren Gehölzen und dem ein oder anderen Feigenbaum spendet über weite Strecken wohltuenden Schatten. Im Wald verstecken sich auch immer wieder kleine Steinbauten, die als Pinetta bezeichnet werden. Diese wurden und werden teilweise immer noch von Hirten genutzt, um in unzugänglichen Gebieten nützliche Dinge zu lagern, zu übernachten oder sich vor ändernder Witterung zu schützen.
Nach gut 1,5 Stunden erreichen wir den Eingang zur Schlucht. Senkrecht, teils überhängend erheben sich die mehrere hundert Meter hohen Wände in Richtung Himmel. Die Dimensionen des Canyons, der als einer der tiefsten Europas gilt, sind gewaltig und als Mensch schrumpft man im Vergleich zu einem demütigen kleinen Punkt zusammen. Das erdet ungemein.
Am Eingang findet sich ein kleines Häuschen, an dem wir den Eintrittspreis von 6 € pro Person zu entrichten haben. Von dort aus führt der Pfad zwischen, über und auch unter großen Felsen ins Innere. An manchen Stellen muss etwas geklettert werden, doch die Anstrengungen werden direkt belohnt.
Für den Rückweg gibt es zwei Optionen. Wir haben uns dazu entschieden, den gleichen Weg wieder aufzusteigen. Option zwei hat vier Räder, Allradantrieb und bringt die Besucher der Schlucht nach kurzem Fußmarsch komfortabel zurück zum Ausgangspunkt (gegebenenfalls muss vorab eine Abholung durch den Jeep vereinbart werden).
Da es bereits später Vormittag ist, nimmt die Kraft der Sonne stetig zu und die vormals angenehme Kühle des Waldes wandelt sich in eine drückende Wärme. Es empfiehlt sich ausreichend Wasser im Gepäck und keinen Zeitdruck zu haben. Oben am Pass angekommen lädt die Biker-Bar Silana zu einer Erfrischung ein.
Es ist ratsam, die Wanderung mit passendem Schuhwerk und ausreichend Profil anzutreten.
Traumstrand und Sonnenuntergang am Capo Testa
Beinahe am nördlichsten Punkt Sardiniens befindet sich die kleine Halbinsel Capo Testa. Mit markanten und teilweise skurrilen Granitfelsformationen und einem fantastischen Blick aufs Meer lohnt sich dieser Ort für einen Zwischenstopp.
Am Strand Rena di Ponente legen wir einen Badetag ein. Der weiße Sand ist der feinste, den wir auf der Insel gefunden haben und da es sehr flach ins glasklare Wasser geht, erstrahlt dieses in einem leuchtenden Türkis. Ein Hauch von karibischem Flair.
Gegen Abend erkunden wir die Gegend um den Faro di Capo Testa – den Leuchtturm, der Seefahrer in der Meerenge zwischen Sardinien und Korsika vor Gefahren warnt. Die Nachbarinsel liegt in Sichtweite nur 15 km vom Capo Testa entfernt. Je nach Seegang, Sicht und Wind kann es für Schiffe schnell ungemütlich werden. Wir werden an diesem Tag mit besten Bedingungen empfangen. Es geht ein leichter Wind, einige Schleierwolken sind am Himmel zu sehen und am Horizont ist Korsika deutlich auszumachen. Je tiefer die Sonne steht, desto eindrucksvoller erstrahlen die Granitfelsen in warmem Licht. Als die Sonne verschwunden ist folgt der Leuchtturm seiner Bestimmung und läutet die Nacht ein.
Fazit zu Sardinien
Wir traten unsere Reise mit der Intention an, mediterranen Flair zu genießen, neue Orte zu entdecken sowie den Sommer etwas vorzuziehen und wurden nicht enttäuscht – im Gegenteil, unsere Erwartungen wurden vielfach übertroffen.
Die Nebensaison im Mai stellte sich für uns als ideal heraus. Mit Ausnahme von zwei Tagen begrüßte uns Sardinien jeden Morgen mit viel Sonne und auch tagsüber mit sehr angenehmen Temperaturen zwischen 23 und 27 °C.
Viele schöne Orte teilten wir uns nur mit einer Hand voll anderen Touristen, oftmals konnten wir diese auch komplett alleine genießen und erkunden. Die Parkplätze an Stränden oder in Städten platzen noch nicht aus allen Nähten, sind vielfach auch noch kostenfrei, die Strände sind noch nicht flächendecken mit Sonnenschirmen und Liegen übersäht und es herrscht allgemein eine gewisse Gemütlichkeit. Wer in Kauf nimmt, dass noch nicht alle Restaurants, Geschäfte und Attraktionen geöffnet sind, kommt abseits der Hochsaison sicher auf seine Kosten.
Wie immer ist ein guter Rahmen wichtig für eine Reise, einzigartig wird es aber durch Begegnungen und Gespräche. Wir haben die Sarden als sehr herzliche und gastfreundliche Menschen kennengelernt.
Besonders in Erinnerung bleibt ein Abend bei einer Familie, die ein kleines Weingut betreibt. In einer kleinen Gruppe lernten wir viel über die Geschichte des Weinbaus und die Experimentierfreudigkeit des Winzers. Begleitet wurde der Exkurs mit unterschiedlichen Weinen, Ziegen- und Schafskäse, regionalem Brot und Schinken.
Das hätten wir gerne vor der Reise gewusst:
- Distanzen und Fahrzeit
Zwar sind es vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt der Insel nur knapp über 270 km Luftlinie und die Fahrt von Olbia nach Cagliari lässt sich auf der Superstrada in etwas über drei Stunden absolvieren, dennoch ist dies nur die halbe Wahrheit.
Die schönsten Strecken sind bekanntlich oftmals nicht die direkten Verbindungen. So auch auf Sardinien. Küstenstraßen winden sich nicht endend wollend von Bucht zu Bucht, Passstraßen schlängeln sich durch die Berge und Hügel der Insel und erlauben oft nur eine Maximalgeschwindigkeit von 50-70 km/h.
Empfehlung: lieber kürzere Fahrstrecken einplanen und ausreichend Raum für Foto- & Badestopps, Wanderungen oder Stadtbummel lassen. - Funktionalität von Google Maps
Zur Navigation haben wir ausschließlich Google Maps verwendet. In 95 % klappt das auch problemlos. Dennoch ist es sinnvoll, bei Routen zu etwas entlegeneren Zielen, die Routenführung nochmal zu prüfen. Wir wurden auf dem Weg zum Spiaggia di Scivu über eine entlegene Schotterpiste geleitet (die teilweise unterspült war), obwohl eine asphaltierte Straße bis zum Parkplatz existiert.
Für uns steht fest: wir kommen wieder!
Alle Bilder © Quirin Hiefner