viel mehr als nur eine „all-inclusive Bade Destination“




Wie schnell sich die Herausforderungen doch wandeln können. vor kaum zwei Wochen lag der Fokus auf leichter Kleidung und Lichtschutzfaktor, diese Woche auf der Frage nach Winter- oder Regenjacke. Eine gute Woche durfte ich der Kälte entfliehen und in eine Destination reisen, die ich nie als potenzielles Reiseziel für mich auf der Liste hatte und ich vermute, vielen von Ihnen geht es genauso. Begonnen hat diese Geschichte eigentlich schon vor knapp einem Jahr auf der Tourismus-Messe in Berlin, auf der einmal im Jahr die Branche zusammenkommt, um sich zu vernetzen. Hier hatte ich ein wunderbares Gespräch mit Michael, einem ehemaligen Schweizer Polizisten, der vor rund 15 Jahren auf spannenden Wegen in der Dominikanischen Republik landete und dort nun eine Agentur betreibt, mit viel Herz aber eben auch mit viel Verstand. Im Laufe des Jahres hatten wir nur sporadischen Kontakt, meist betreut meine Kollegin Susanne unsere Kunden in der Dominikanischen Republik. Nun haben wir dieses Jahr viel investiert, um unsere Mitarbeiter in die Zielgebiete zu schicken. Wir denken, nichts ist für Sie, unsere Kunden, so wichtig wie authentische Erfahrungen aus erster Hand. Und weil wir so lange auf Susanne verzichten mussten (Susanne war übrigens in Kolumbien, Chile und Argentinien unterwegs), lag es auch einmal an mir, mich intensiver mit der Dominikanischen Republik zu beschäftigen. Den Rest erledigte dann der Zufall, denn gerade im Austausch über unsere gemeinsamen Kunden, kam Michael auf mich zu mit einem Angebot, das ich schwerlich ablehnen konnte: eine Woche Dominikanische Republik organisiert von Michael und gefördert durch das Tourismusministerium. Eine Erkundungstour für Tourismus Profis von verschiedenen kleinen Reiseveranstaltern aus Deutschland und der Schweiz, abseits der bekannten Tourismus Hochburgen – „Off the beaten Track“ – also genau da und in der Art, wie wir bei TAKE OFF es lieben. Und so habe ich mich auf das unverhoffte Abenteuer eingelassen. Aber das nur zur Vorgeschichte, denn das Thema soll ja die Reise sein und warum ich glaube, dass die Dominikanische Republik zu den Reisezielen gehört, deren Bild in unseren Köpfen kaum weiter davon entfernt sein könnte als das, was man dort erleben kann und wird, wenn man sich darauf einlässt.
Aber schön der Reihe nach. Los ging es mit einem Flug ab Zürich nach Puerto Plata mit der Airline Edelweiß, also ganz gewöhnlich mit allem, was dazu gehört, wenn man heute eine Reise macht. Auf dem Weg in die Karibik fliegt man gegen die Zeit. Der Flug geht am Nachmittag und man landet nach etwa 10h Flugzeit aber „nur 5 Stunden später“ um kurz nach sieben in der Dominikanischen Republik, Jetlag also vorprogrammiert.


Wir kommen also an in Puerto Plata und dank der Verbindung mit dem Tourismus Ministerium, kann ich nicht viel über den üblichen Einwanderungsprozess berichten, der war für uns in wenigen Minuten erledigt. Aber eines zeichnet sich schon hier bei der Einreise ab, an dem Ort, wo lächeln üblicherweise gefühlt unter Strafe steht, werden auch jede noch so kleine Regung der eigenen Mundwinkel mit einem breiten und offenen Lächeln quittiert. Das bleibt auch den Rest der Woche so. Wer Lächelt bekommt ein Lächeln, wer grüßt, wird zurück gegrüßt. Völlig frei von Standesdünkel in alle Richtungen. Damit haben wir es auch schon zum ersten Punkt geschafft, weshalb eine Reise in die Dominikanische Republik auf Ihrer Liste der Ziele ein wenig weiter nach oben wandern sollte: das Land ist quasi eine „gute Laune Garantie“ gepaart mit einer überraschenden Lektion in Demut. Hier leben Menschen mit der Einstellung leben: Was man hat, das zeigt man. Oft ist es nicht viel, aber es wird mit Fröhlichkeit und Stolz zur Schau gestellt und alle dürfen daran teilhaben.
Das geht nicht immer ganz ohne Geräuschkulisse daher, für die Geräuschempfindlichen unter Ihnen sind ein paar „Ohropax“ eine gute Empfehlung fürs Reisegepäck. Desto erstaunlicher, was uns am ersten Abend neben einem Empfangs-Dinner in der Hotelanlage erwartet: Eine „Silent Party“. Gewöhnungsbedürftig, denn jeder trägt Kopfhörer und hört beileibe nicht einmal jeder die selbe Musik (es gibt mehrere Kanäle aus denen gewählt werden kann). Dafür sind die Lacher vorprogrammiert, denn nimmt man die Kopfhörer ab, so wirken die mehr oder weniger synchronen Bewegungen zu unterschiedlichen Rhythmen doch sehr befremdlich und so kann man bei einem Glas Rum auch einfach daneben stehen und schmunzeln.
Vor der „Silent Party“ wurden wir übrigens durchaus laut mit Musik und Tanz empfangen. So viele „Gringos“ wie am ersten Abend würden wir dann aber die ganze Woche nicht mehr sehen, denn die wenigsten Touristen schaffen es raus aus dem Dunstkreis von Puerto Plata und spätestens ab dem nächsten Tag hatte ich kein einziges mal wieder das Gefühl, einer unter vielen Besuchern zu sein.
Ein nicht unerheblicher Teil der Besucher der Dominikanischen Republik sind Kreuzfahrer und damit ist quasi alles, was mehr als 5 Stunden vom Hafen entfernt ist, touristisch zwar weitgehend erschlossen, aber weit entfernt von überlaufen. Woran das liegt, das kann ich nach meiner Zeit dort zwar nicht verstehen, möchte mich aber auch nicht all zu laut beschweren, denn genau danach suchen wir ja. Orte und Routen, die sich gut und sicher bereisen lassen, die das gewisse Etwas mitbringen und dabei nicht überlaufen sind, denn wer steht auf Reisen schon gerne in der Schlange mit anderen Touristen. Am liebsten haben wir doch das Gefühl, das Paradies für uns alleine zu haben, und dieses Gefühl, das lässt sich hier doch immer wieder finden, und das, ohne all zu große Strapazen auf sich nehmen zu müssen. Lediglich eine gewisse Toleranz für Luftfeuchtigkeit sollte man mitbringen.
Unsere erste Etappe führte uns Richtung Gebirge nach Jarabacoa. Man sagt auch es sei die Stadt des ewigen Frühlings. Vor allem war es aber unsere erste Begegnung mit der wilden Natur bei einer Rafting Tour auf dem Fluss. Ein schönes Erlebnis, das für fast alle geeignet ist, die Freude an körperlicher Betätigung haben. Vorerfahrung ist hier nicht nötig.

Die von uns, die nicht mitfahren besuchen parallel eine Kaffee-Fabrik und lernen über eines der wichtigsten Exportprodukte der Dominikanischen Republik. Dem Volumen nach das wichtigste Exportprodukt ist Gold, wovon der größte Teil aus der Mine Pueblo Viejo etwa 100 km nordwestlich der Hauptstadt Santo Domingo in der Nähe der Stadt Cotui. Mit geschätzten Goldreserven von etwa 25,3 Millionen Unzen zählt sie auf Platz 4 zu den größten aktiven Goldtagebauen weltweit. 24.000 Tonnen Erz werden hier jeden Tag bewegt. Das meiste Dominikanische Gold landet übrigens in der Schweiz.
Apropos bewegt, wir haben uns in der Zwischenzeit zum Hotel begeben, um uns frisch zu machen. Frisch ist heute wörtlich zu nehmen, denn warmes Wasser gibt’s für uns einem Rohrbruch sei dank erstmal nicht. Wir haben es weggelächelt und am nächsten Morgen gab es dann auch wieder eine warme Dusche. Das Gran Jimenoa in Jarabacoa ist idyllisch an einem Fluss gelegen und wer es mag, kann sich vom Wasser in den Schlaf rauschen lassen. Fenster zu und Klimaanlage klappt aber auch. Die Anlage ist nichtmehr ganz neu aber wie ich finde sehr schön angelegt.



Nach dem Abendessen haben wir uns noch einmal aufgemacht, die Stadt bei Nacht zu besuchen. Nehme ich meine Kamera mit? Noch bin ich skeptisch und zurückhaltend. Michael ermutigt mich dazu sie mitzunehmen und was soll ich sagen, es war eine gute Idee, denn neben dem Flair der Stadt, die nach und nach zum Leben erwacht, sind es zahlreiche Gesichter, die freundlich und fröhlich in meine Linse blicken. Die Menschen freuen sich und bedanken sich sogar. Niemand schielt auf die Kamera, niemand bettelt uns an, auf jedes Lächeln folgt ein Lächeln. Abseits der Großstädte, in denen es durchaus prekäre Viertel gibt, ist die „ländliche“ Dominikanische Republik eine sichere Destination und als Reisende muss man sich zu keiner Zeit schlecht fühlen. Das einzige, was auch hier gilt: wer beim Kauf von Waren nicht feilscht, bekommt den „Gringo Preis“ und der ist oft nicht dem Wert der Güter entsprechend. Diese Schlitzohrigkeit darf man also auch hier erwarten. Moderat progressiv umgarnt wurden wir aber nur einmal: am letzten Tag in Puerto Plata an der Fortaleza de San Felipe, also dort, wo an dem Tag noch die tausenden von Gäste der drei vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffe vorbeikommen würden. Das ließ sich also wirklich verschmerzen, zumindest für alle die, die Ihre Souvenir Jagt bereits bei den zahlreichen authentischen Gelegenheiten unterwegs eingekauft haben. Aber so weit sind wir ja noch nicht. Gerade sitzen wir auf ein eiskaltes „Cerveza“ in einer Eckkneipe, die Besitzerin tanzt lieber, als uns direkt zu bedienen und ich knipse fröhlich meine Bilder. Lukas besorgt Rum und als das Bier geleert ist, sitzen wir zu dritt an der Plaza Central und lassen die Stimmung auf uns wirken. Der Großteil der Gruppe hat sich mit einer fahrenden Bar auf eine Rundfahrt begeben. Mir macht es größere Freude die Innenstadt zu erlaufen. Wir passieren einen open Air Gottesdienst und spitzen vorbei bei einer Runde Domino in einer winzigen Stube direkt an der Straße. Wer ein schönes Auto hat fährt es im Schritttempo spazieren und auf eines muss man wirklich immer gefasst sein: Motorräder, Mofas, Roller. Die sind überall. Helme absolute Ausnahme und die gefühlte Mindestbelegung sind zwei Erwachsene und ein Kind. Das ist für uns und unser gewohntes Sicherheitsgefühl durchaus eine Herausforderung. Allem gefühlten Chaos zum Trotz geht es aber dann doch irgendwie sehr geordnet zu, den Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme sind gelebte Praxis. Stress im Straßenverkehr kommt nicht auf, und wenn man mal eine weile steht und warten muss, dann ist das halt so. Vielleicht drückt sich ein Motorrad an dir vorbei und jeder Zentimeter der da ist wird genutzt, aber aggressives Verhalten sucht man vergebens. Beschreiben lässt sich das kaum, aber wenn Sie einmal dort sind, werden Sie verstehen was ich meine. Die Dominikanische Republik kann man wunderbar mit dem Mietwagen bereisen, lediglich Sonntag Nachmittag gilt es besonders achtsam zu sein. Da wird am Strand gefeiert und nicht jeder der Rückkehrer ist zwangsläufig nüchtern. Naja. Wir haben Freitag Abend. Während sich die Stadt noch weiter füllt, kehren wir ins Hotel zurück. So ein leichtes Jetlag ist da ja doch noch und wir haben ein straffes Programm vor uns. Denn wie es eben so ist auf unseren Studienreisen, liegen eine Menge an Unterkünften zu inspizieren auf unserer Route. Wir sind hier ja nicht (nur) zum Vergnügen.
Am Nächsten Tag stehen neben einigen Unterkünften auch noch eine Kakao Plantage auf dem Programm. Das ist wiederum genau nach meinem Geschmack, denn neben so Mancher Information zu Anbau, Zucht und Verarbeitung steht immer wieder Verkostung im Programm. Einfach lecker! Anschließend ging es weiter nach Samana, wo wir unser Quartier im Grand Samana bezogen haben und einen wunderschönen Sonnenuntergang bei Drinks genießen konnten. Nach dem Abendessen sind wir dann noch einmal losgezogen an die Promenade von Samana, wo wir den Abend bei Tanz und Getränken in einem lokalen Strandclub ausklingen haben lassen. Einmal wieder hat mich die wirklich entspannte und fröhliche Atmosphäre beeindruckt.



Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen von Stränden und „Site Inspections“, früh aufgebrochen haben wir den Strand von Rincon aufgesucht, wo ein kleiner Fluss ins Meer fließt. War das Wetter zu Beginn noch etwas trüb, wurden wir bald von der Sonne und den faszinierenden Blautönen der Karibik überrascht. Am Strand waren wir, bis auf ein paar Jugendliche, die mit einem Ball spielten, ganz für uns alleine. Entlang der Küste und durch einen kleinen Dschungelpfad führte unser weiterer Weg uns zu den Ocama Villen. Am Strand wurden wir vom Manager in Empfang genommen, begleitet von einem kleinen Regenschauer. Die Ocama Villen liegen verstreut auf einem großen und weitestgehend wild belassenen Areal hoch oben am Hang mit Blick auf die Bucht. In stark gehobenem Ambiente genießen die Gäste hier umfänglichen Concierge-Service, können sich aber auch selbst versorgen. Wer sich im Rahmen seiner Rundreise mal so richtiges Luxus-Feeling gönnen möchte, wird hier auf jeden Fall fündig.
Der Regenschauer war übrigens nur von kurzer Dauer und für uns der kurze Zwischenstopp auch schon wieder vorbei, denn für uns stand noch einiges auf dem Programm. Mit dem Shuttle Service der Ocama Villen ging es zurück in die Zivilisation, wo unser Bus schon auf uns wartete und nach kurzer Fahrt dann die Ankunft in der Casa El Paraiso, eine Eco-Lodge mit ganz besonderem Flair.



Der Eigentümer Raoul, der neben dem Betrieb seiner Lodge auch leidenschaftlicher Tierarzt ist, hat hier ein ganz besonderes Refugium geschaffen. Die Zimmer sind offen gestaltet. Und offen hießt hier offen. Liebevoll eingeschmiegt in die Landschaft bieten die individuell gestalteten Unterkünfte einen famosen Ausblick auf die Landschaft und das Meer. Einige der Räume sind thematisch gestaltet, wie zum Beispiel das Marokko-Zimmer.
Von Januar bis März lassen sich von einigen der Räume Buckelwale in der Bucht beobachten, die dort Kalben und Ihre jungen aufziehen. Wir wurden verwöhnt mit authentischer Küche und nach dem Essen war noch genug Zeit, den Infinity-Pool zu testen und am Himmel die dort ansässigen heimischen Truthahn-Geier zu beobachten, die sich in der Thermik treiben lassen.
Gut gestärkt und erfrischt ging es weiter. Der nächste Stopp: Playita von Las Galeras und von dort über den Strand weiter zu unserer nächsten Erkundung, der Villa Serena, einem kleinen Boutique- Hotel direkt mit eigenem Strand: Schöne Zimmer, ruhige Lage und doch nur wenige Minuten Fußweg zu den weiteren Stränden oder der Ortschaft Las Galeras mit ihrem typischen Flair, vielen kleinen Bars und Strand. Wieder weiter am Strand entlang, nur einige hundert Meter entfernt liegt das Todo Blanco, ebenfalls ein kleines Boutique-Hotel, und wie der Name vermuten lässt, weiß ist hier die Trendfarbe. Das Todo Blanco hat zwar keinen Privatstrand, dafür aber eine Strandbar und es mischt sich das Hotelleben mit dem lokalen Strandleben. Für uns gab es neben der Besichtigung der Zimmer einen Cocktail am Strand und den Sonnenuntergang zu erleben.



Habt ihr es schon erraten? Weiter ging es am Strand entlang zur letzten Station des Tages: Dem Wyndham Altra, wo wir nach der Besichtigung noch ein privates Stranddinner genossen haben, bevor es in unsere Unterkunft zurück ging. Noch eine Margherita mit Blick aufs Meer und dann ab ins Bett. Was für ein Tag! Das Wochenende haben wir also schon mal gut überstanden. 🙂 Mit dem Montag stand also die Weiterfahrt an, und es entwickelte sich schon fast so etwas wie Endspurt-Gefühl, denn die übernächste Unterkunft, die Villa Taina, sollte auch schon unsere letzte Station werden.
Kennen Sie das? Die ersten Tage einer Reise vergehen ein bisschen wie in Zeitlupe und dann dreht da jemand am Geschwindigkeitsregler? Naja, noch ist es nicht so weit.
Auf dem Weg nach Cabarete haben wir noch ein paar Stationen vor uns. Die erste davon: El Valle, das Tal. Wie der Name vermuten lässt eingerahmt von Hügeln hat das Tal sowas wie ein eigenes Mikroklima. Die Feuchtigkeit des Tals verstärkt das allgemein tropische Klima noch einmal und die Vegetation ist noch dichter und üppiger als in der umliegenden Region. Auch gibt es hier keine großen Hotelketten, nur kleine Lodges oder Herbergen. Dadurch erscheint es nochmal wilder und auch einsamer. Zwischen Mai und November kommt es vermehrt zu kurzen aber intensiven Regenschauern. Die haben uns auch getroffen.
Michael erzählt immer gerne von den schönen Stränden, die es zu entdecken gibt. Verstehen sie mich nicht falsch, alle Strände bisher waren schön, aber eben auch nicht „wirklich besonders“. So kam es mir auch erstmal hier vor, dazu kam der Regenschauer, der natürlich just mit Verlassen des Busses eingesetzt hatte. Mit frischen Socken an den Füssen und trockenen Schuhen stand mein Sinn danach, auch trockenen Fußes zu bleiben. Zum Glück hat mich dann aber doch die Neugierde übermannt.
Nur ein Stück vorbei am Fels in der Brandung gibt es einen kleinen Quellfluss sagt Michael. Der Rest der Gruppe ziert sich auch noch ein bisschen, denn die Wellen schlagen schon immer wieder über Kniehöhe an den Fels und so passe ich den Zeitpunkt ab und laufe los. (Die Schuhe hab ich ausgezogen und abgelegt). Das was nach dem kleinen Felsvorsprung dann zum Vorschein kommt, bestätigt dann doch Michael in seiner Begeisterung für die versteckten Schätze. Von dem kleinen Strand zwischen den Felsen, der Höhle mit mehreren kleinen Quellflüssen, die unter dem Fels aus dem Sand Sprudeln und der Gefühl kompletter Unberührtheit, lässt sich nur 30 Meter weiter noch nichts erahnen. Der Strandabschnitt ist nur bei Ebbe wirklich Sandig und so finden wir keinerlei fremde Fußspuren vor. – Und das so nah an der Straße.
Ich beginne ein wenig zu bedauern, dass unser Zeitplan keine wirklichen Erkundungstouren zulässt, aber nun weiß ich endlich wirklich, warum so oft von unberührter Natur die Rede ist.



In der Höhle warten wir einen kurzen Regenschauer ab (die Neugierde hat auch bei den anderen gesiegt) und als wir zurück zum Bus gehen bleibt nur der Wermutstropfen, dass wir so wenig Zeit haben und dass die Schuhe nun doch wieder nass sind. Zum Glück ist es hier ja warm. Wir besichtigen noch die El Valle Lodge und fahren weiter zur Hacienda Cocuyo, wo wir bei famoser Aussicht ein lokales Mittagessen genießen, bevor es weiter geht nach Las Terenas. Hier Checken wir im Hotel ein, ein Teil der Gruppe im Wyndham und ich darf eine Nacht im nebenan gelegenen Sublime übernachten.
Nun kehrt auch ein bisschen Ruhe ein und wir haben Zeit um schwimmen zu gehen, bevor uns am Abend nochmal ein Private-Diner mit Konzert erwartet. Michael hat eine lokale Sängerin engagiert und so haben wir einen ausgelassenen und kulinarischen Abend am Strand mit Musik und Cocktailbar. Das Bett ruft dennoch zeitig, die letzten Tage haben gezehrt, allem Paradies zum Trotz.
Es ist Dienstag, heute steht „Strecke“ auf dem Programm, vorbei an der Playa Entrada, kurzer Stopp an der Dudu Lagoon, Mittagessen in der Catalina Tropical Lodge, einem schön gelegenen Hotel am Hang mit hervorragender Küche und schick gestalteten Zimmern, geführt von einer Dänin und einem Kanadier. Vielleicht lassen Sie sich die Geschichte ja mal vor Ort erzählen, denn auch das ist immer eine spannende Komponente einer jeden Reise: die Menschen und ihre Wege. Mir bereitet es immer eine große Freude etwas darüber herauszufinden.
Auf unserem Weg liegen noch ein paar Fotostopps und dann heißt es bereits Check-In in der Villa Taina in Cabarete. Das Hotel wird seit langer Zeit von einer Deutschen geführt. Direkt an der Strandpromenade von Cabarete gelegen, sind die Gäste ein spannender Mix aus Reisenden wie uns und denen, die nach Cabarete kommen um dort Wassersport zu treiben. Cabarete und die Umgebung sind die Hochburg für Surfer, Kiter und quasi alle anderen Formen des Surfens. Fast ganzjährig findet man hier perfekte Abwechslung zwischen Wellen und Wind. Zum Surfen fehlt uns leider einmal wieder die Zeit, aber eine Runde schwimmen ist drin, bevor es Abendessen gibt. Heute sind wir alle sehr müde. Zwar unternehmen wir noch einen kleinen Ausflug am Strand entlang um die lokalen Bars und Clubs, die häufig direkt an den Strand angrenzen einmal bei Nacht zu erleben, doch dann zieht es uns doch recht zeitig in unsere bequemen Betten. Morgen steht Canyoning auf dem Plan und da wollen wir frisch sein.



Der letzte volle Tag ist angebrochen, in der Nacht hat es geregnet, aber nun scheint wieder die Sonne. Wir machen uns auf zum Treffpunkt fürs Canyoning nach einem ergiebigen Frühstück. Nicht alle von uns gehen in die Schlucht, der zweite Teil der Gruppe wird sich bei Cocktails in Schwimmreifen auf dem Fluss treiben lassen beim entspannten River Tubing. Die Abenteurer unter uns steigen am Treffpunkt um auf einen LKW, dem man auf der Ladefläche ein paar Sitzbänke und ein Planendach verpasst hat. Damit geht es dann bergan, eine Weile noch auf asphaltierter Hauptstraße und dann rein auf eine schlammige Schotterstraße. Allrad-Antrieb hat der LKW keinen und die Straßenbedingungen sind durch den Regen wirklich schwierig und so dreht unser Fahrer am Ziel nochmal um, wir müssen aber sitzen bleiben, denn ohne unser Gewicht auf der Achse kommt er den letzten Abschnitt nicht wieder hinauf. Am Ende müssen wir dann doch noch ein gutes Stück zum Einstieg in das Tal laufen. Jeder bekommt einen Klettergurt, Schwimmweste und Helm, dann geht es los.
Zunächst waten wir noch überwiegend durch flaches Wasser, das Tal ist noch breit und das Wasser kann sich verteilen, dann steht der erste engere Abschnitt an und unter Anleitung unseres Guides geht es der Reihe nach mit einem ersten kleinen Sprung in ein turbulentes Becken los. Der Fluss hat durch den Regen mehr Wasser als sonst und so ist die Strömung an einigen Stellen wirklich nicht ohne und die Arbeit durch die Becken ist Teilweise echte Teamarbeit. Wir arbeiten uns also voran, bis es plötzlich einfach nicht mehr weiter geht. Es geht über eine Kuppe, auf der sich das Wasser verteilt und dann gefühlte 20m in die Tiefe. Das erste mal Abseilen ist also angesagt. Eine kurze „Trockenübung“ zur Handhabung durch unseren Guide folgt und dann mache ich den Anfang, mich langsam am Seil abzulassen. Die Worte „so weit das Seil reicht, dann einfach springen“ klingeln mir noch ein bisschen in den Ohren, aber na gut. Es geht also ein gutes Stück am Seil Hang abwärts, während das Wasser, das über den Felsen strömt an meinen Knöcheln zerrt und dann ist er da, der kleine Vorsprung, an dem das Seil sein Ende findet. Also ausklinken und dann zeigt mir der zweite Guide die Richtung an, dort springen. Gesagt getan, ob es mein höchster Sprung war, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber so angefühlt hat es sich auf jeden Fall. Eine Weile treibe ich unten im Becken und warte auf die anderen. Dann wird es im fließenden Wasser doch etwas kühl und ich finde einen zwischen zwei Felsen verklemmten Baumstamm, an dem ich mich aus dem Wasser ziehen kann, um von dort im Sitzen das Geschehen zu beobachten. Der Abschnitt kostet einige Überwindung für Teile der Gruppe und so hätte ich mir an dieser Stelle doch einen Neoprenanzug gewünscht. (Das wird sich ändern – in Zukunft wird jeder Kunde eine Ausrüstung über Michaels Firma gestellt bekommen. Das nur am Rande, wir sind ja noch nicht fertig mit dem Canyon.)
Was ich bislang noch unterschlagen habe: Der famose Anblick dieser Felsformationen, über die das Wasser einem entgegen geströmt kommt. Wie Wasser, dass auf einem riesigen, doppelten Pilzkopf abperlt und daher trägt sie auch den Namen: „Magic Mushroom“, ein ekstatisches Gefühl, ganz ohne Substanzen. Im weiteren Verlauf warteten dann noch eine lange Felswand zu Abseilen, viele kleine und ein paar etwas größere Sprünge auf uns während wir uns talabwärts voran arbeiten. Beim kleinen Picknick gibt es lokalen Käse, Wurst und Bitterorangensaft und dann steht der Ausstieg vor uns. Entlang eines kleinen Bachlaufes geht es steil den Hang rauf, bis wir nach einer echten Schlamm- Partie den Fahrweg und damit auch unseren LKW zum Rücktransport erreichen. Vom Schlamm befreien, können wir uns dann wenig später am Wasserhahn auf dem Grundstück eines älteren Pärchens, benachbart zu unserem urigen Restaurant für das Mittagessen. Zahnlos, aber freudig lächelnd beobachtet der alte Nachbar uns ich frage mich, was in seinem Kopf vorgehen mag, denn wir sind an einer Sandstraße, gefühlt im „Nirgendwo“. Wer kommt auf die Idee, genau hier ein Restaurant hinzustellen und wie denkt der alte Mann über uns, die wir hier herkommen und seinen Wasserhahn in Beschlag nehmen. Ich drücke ihm ein paar Münzen in die Hand. Das Fehlen von manchen wesentlichen Dingen ist hier schon deutlich zu erkennen, nur an der Lebensfreude und bedingungslosen Offenheit auch Fremden gegenüber scheint es nicht zu fehlen.


Wieder am Hotel angekommen und frisch gemacht, haben wir noch ein bisschen Freizeit und ich nutze die Zeit nochmal mit der Kamera die Straße entlang zu streifen und mir im Supermarkt ein Malzbier zu kaufen. Eine ältere Dame habe ich dann wohl etwas zu freundlich angelächelt, denn sie spricht mich an. Sie verkauft aus einem winzigen Laden heraus allerlei und auch ein paar Souvenirs. Mit ein paar englischen und ein paar spanischen Worten verständigen wir uns.
Sie stellt sich als Mama Martha vor und möchte wissen, wo ich herkomme. Aus Deutschland. Sie schüttelt den Kopf. Ob meine Mutter auch Deutsche wäre. Ja. Und mein Papa? Auch. Nein nein, sagt sie. Deutsche lächeln nicht, Deutsche sind immer ernst. So hat sie mich um ihren Finger gewickelt und zu sich in den Laden gelockt um ihre Ware zu präsentieren. Ein Armband wollte ich ohnehin kaufen, eine kleine Tradition, von jeder Reise eines mitzunehmen. Zwei schöne Exemplare finde ich, mit orangen Perlen, der TAKE OFF Farbe und so geht es in die Verhandlung. Der erste Preis: 2000 Pesos. Ich lächle sie an und sage, kein Gringo Preis. Sie lacht und am Ende landen wir bei 1000 Pesos. Das sind etwa 16,- €. Gerne würde sie mir noch mehr verkaufen, ich wiegle ab, stecke ihr noch 200 Pesos zu, die Unterhaltung hat mir Spaß gemacht. Sie fasst mich am Arm und tätschelt meine Schulter, dann lässt Sie einen kleinen Stein in meine Hosentasche gleiten. Er möge mir Glück bringen und mich an sie erinnern flüstert sie. Wir verabschieden uns und ich ziehe weiter. Zwei Armbänder, einen Stein und eine warme Begegnung reicher aber auch einmal wieder beeindruckt von der geschickten Verkäuferin. Das Lächeln habe ich also auch auf dem Rückweg nicht verloren.



Zum Abschiedsessen in einem nahegelegenen Hotel haben wir einen prominenten Gast. Ivan Herrera, ein Filmproduzent, Surfer und neuerdings auch damit beauftragt, Cabarete für den Wassersport Tourismus weiterzuentwickeln. Ein ausgesprochen spannender Charakter, und die kurze Zeit am Tisch vergeht wie im Flug. Auch im Flug vergangen ist unsere Reise, die uns in die Schönheit und Vielfalt der dominikanischen Republik entführt hat.
Am nächsten Morgen stand noch ein kurzer Besuch von Puerto Plata an, wo wir uns mit Massen an Kreuzfahrttouristen durch die Gassen geschoben haben. Unser lokaler Guide versichert uns, ab 15:00 Uhr, wenn die Kreuzfahrer wieder auf die Schiffe verschwinden, ist auch hier wieder das normale lokale Leben und es gibt auch nette kleine Stadthotels.
In den Städten der Dominikanischen Republik finden sich einige der ältesten Gebäude der „neuen Welt“, wie in Santo Domingo die Kirche Basilica Cathedral of Santa María la Menor, auch genannt „Primada de América“, deren Bau 1512 begann.
Ein kurzer Fotostopp noch an der Fortaleza San Felipe und dann haben wir noch ein paar Stunden bis zum Flug zu überbrücken. Dafür haben wir zum Glück nochmal die Möglichkeit uns in einem Zimmer des Emotions Resort, in dem wir auch die erste Nacht verbracht hatten frisch zu machen, die Mitbringsel auf die Koffer zu verteilen und nochmal das warme Meer zu genießen, bevor es dann am frühen Abend zum Flughafen geht.
Unser Flug geht über Montego Bay in Jamaica, also leider nicht einfach einsteigen und dem Jetlag mit Schlaf entgegen arbeiten. In Jamaica dürfen wir alle einmal aus und wieder einsteigen, mit erneuter Sicherheitskontrolle und das Wasser aus dem Duty Free in Puerto Plata wird einkassiert. Das Prozedere verstehe, wer wolle. Zum Glück bin ich für echten Groll zu müde und zu beseelt von der Reise.
Es war eine erlebnisreiche Woche in einem facettenreichen Land, das ich nie auf meiner Liste hatte. Völlig zu Unrecht, wie ich heute weiß und so werden wir neben unseren bestehenden Reisen unser Portfolio bald vergrößern um eine Selbstfahrertour ganz im Stile unserer anderen Reisen, die ein „Allradabenteuer“ im Namen tragen.
Vielen Dank fürs Lesen und wie immer freue ich mich über Feedback, Gedanken und Anregungen. Nun genießen Sie ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr und bis bald.
Ihr Johannes Koch























